Ethische Probleme lösen
Moral is not the same as ethic. We can escape from our moral for a time, but not from our ethical system. This system ist changing in the times of bioethics and human enhancement. Which are these changes and where they will lead to?
Die Frage nach einer neuen Ethik, in welcher der Mensch sich nicht mehr egozentrisch in einem, göttlich legitimierten, Mittelpunkt sehen kann und menschliches Leben die Unantastbarkeit zumindest partiell verliert, ist noch unbeantwortet. Unserem Denken fehlen derzeit die Lösungswege zur erfolgreichen Bearbeitung dieses Problems. Dennoch kann die Frage eines neuen, auch ethischen, Denkens nicht auf Dauer unbeantwortet bleiben, wenn wir nicht wollen, dass der machbare technologische Fortschritt über unsere zukünftigen menschlichen Werte entscheidet. Es ist daher Zeit für neue Projekte in denen unser Denken, unsere Ethik und unsere Werte in den Mittelpunkt gestellt und neu gesetzt werden können.
Die Bioethik stellt einen neuen Zugang zu ethischen Problemen, die uns vermutlich in den nächsten einhundert Jahren begleiten werden, dar. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang das Human Enhancement, der Versuch also, menschliches Leben zu verbessern. Er reicht von der Stammzellforschung bis zur Impantation von Microchips in das menschliche Nervensystem.
Das Menschenbild, das hinter einer solchen Forschung und Anwendung steht, ist häufig mechanistisch-maschinell orientiert. Das menschliche Gehirn als “Kohlenstoff-basierter Computer”? Wie sieht es mit der Vielfalt von menschlich-ethischen Entwürfen aus? Welche Rolle spielen das Bewusstsein, die Seele und die menschliche Fähigkeit zur Transzendenz?
“Problematisch wird es erst, wenn die mechanistische Deutung als metaphysischer Reduktionismus mit einem Alleinvertretungsanspruch auftritt und kein anderes Verständnis mehr zulässt.” (Clausen, 2009)
Wird sich dieser problematische Entwurf in den den nächsten Forschungsjahrzehnten durchsetzen? Wird das Menschenbild der Zukunft reduktionistisch und mechanistisch orientiert sein?
Die Frage nach methodisch sinnvollen Verbindungen von ethischer und biologischer Forschung wird seit einigen Jahren auch im Bereich der Neuroethik diskutiert. Wie lässt sich beispielsweise eine ethische Betrachtung der Neurowissenschaften mit einer neurowissenschaftlichen Betrachtung der Ethik so kombinieren, dass beide Bereiche nicht parallel unverbunden oder gar konkurrierend gegenüber stehen. Wünschenswert für die Zukunft könnte es doch sein, dass neurowissenschaftliche Erkenntnisse über moralische Urteile und Normen in enger Abstimmung mit normativen Diskussionen über methodologische und konzeptuelle Fragen der Neurowissenschaften von Seiten der Ethik gewissermaßen verlinkt werden.
“What we need is a methodological strategy to link norms and facts, that is, ethical concepts and neuroscientific findings, in a much closer and tighter way without falling into either unilateral replacement or bilateral parallelism.” (Northoff, 2009)
Wie könnte eine solche enge Verbindung in der Zukunft aussehen?
“One such methodological strategy may be to go back and forth, that is, to circulate or oscillate between ethical concepts and neuroscientific findings and thus between norms and facts; I call this ‘norm–fact circularity’. How can we briefly define such norm–fact circularity’? The usual starting point of empirical neuroethics is an ethical concept that is linked to neuroscientific observations. The aim here is to either ‘neuronalize’ the ethical concept, as neuroscience of ethics, or to reveal its relevance in neuroscientific research, as in ethics of neuroscience.” (Northoff, 2009)
Was hier sehr theoretisch klingen mag, könnte eine hohe Relevanz für unsere zukünftige ethische Entwicklung haben. Es lässt sich immer häufiger eine Konkurrenzsituation zwischen naturwissenschaftlicher Forschung und Ethik feststellen, die beispielsweise im Bereich des Human Enhancement droht, zu Gunsten der Forschung und zum Nachteil für unser ethisches Menschenbild auszufallen. Forschungsergebnisse mit schwacher ethisch-konuzeptueller Relevanz, aber mit hoher öffentlicher Leuchtkraft treiben dabei ein normatives Menschenbild gewissermaßen vor sich her, wie wir es gerade in der Stammzellforschung und auch bei neuroprothetischen Forschungen im Bereich des Human Enhancement beobachten.
Der Ersatz von Normen durch Fakten, wie es Northoff formuliert, ist dabei sicher nicht der richtige Weg einer Kompromissbildung zwischen den beiden Bereichen.
Literatur:
Clausen J. Ethische Aspekte konvergierender Technologien- Das Beispiel Gehirn-Computer-Schnittstellen, Universität Tübingen Technikfolgenabschätzung – Theorie und Praxis Nr. 2, 18. Jg., September 2009
Dubljevic, Veljko. Toward a Legitimate Public Policy on Cognition-Enhancement Drugs, AJOB Neuroscience, Vol 3, Issue 3, 2012, pg. 29-33 http://dx.doi.org/10.1080/21507740.2012.700681
Northoff, Georg. What is neuroethics? Empirical and theoretical neuroethics, Current Opinion in Psychiatry, 2009, Wolters Kluwer Health | Lippincott Williams & Wilkins, 0951-7367 http://www.imhr.ca/research/northofflab/documents/neuroethics_northoff.pdf